Hallo, ich bin Hans (aka Paul) und Autist seit über 56 Jahren (Stand 2022).
Die Kenntnis über den Autismus habe ich jedoch erst seit Anfang 2022 und meine – sehr eindeutige – Diagnose seit Sommer 2023. Seitdem hat ein neues und in Teilen schon besseres Leben begonnen, denn ich lerne mich nun endlich kennen.
Jedoch leide ich heute noch unter den Folgen der lange Jahre übersehenen Anzeichen und der damit verbundenen Fehlinterpretationen meiner neurologisch anderen "Verdrahtung". Zudem ist es durch meine Diagnose in manchen Bereichen schlimmer geworden und das tägliche Leben fordert mich jeden Tag aufs Neue. Zudem begleiten mich seit Jahrzehnten immer wieder lange Phasen mit komorbiden Depressionen, mit allen Aufs und ganz vielen Abs.
Bereits durch meine klinische Diagnose (2022) wurde plötzlich in der Vergangenheit vieles klarer. Mein Handeln, mein Erlebtes, meine Erschöpfungen, meine (komorbiden) Depressionen, mein Denken und meine Gefühlswelt, also mein ganzes bisheriges Leben wurde nun erklärbar. Inzwischen verstehe ich endlich so vieles, das vorher völlig unklar, vorwiegend falsch deklariert und sehr verschwommen war. Es ergab nun endlich einen Sinn, warum ich was wie getan habe, oder auch nicht. Es ergab aber auch einen Sinn, warum es mir in den vielen Jahren meines Lebens nie so richtig gut ging: ich lebte in einer Welt, in der ich nicht sein wollte.
Mit meinem „neuen“ Bewusstsein und Leben trage zudem aktiv zu einem besseren Verständnis von Autismus gegenüber Allisten (nicht autistischen Menschen) bei. Ziel ist es, dass wir Autisten es zukünftiger einfacher haben, um endlich ein würdevolleres Leben in dieser Gesellschaft führen zu können, in dem ich "Autismus Anders! Denke". Dazu schreibe und informiere ich hier in diesem Blog.
Inhalt
Warum Autismus ANDERS! Denken?
Wir Autisten haben im täglichen Leben sehr viele Hürden zu meistern, die uns (und auch anderen Neurodiversen) in einer von neurotypischen Menschen geformte Welt in den Weg gestellt wurden und trotz neuerer besser Erkenntnissen leider noch immer werden. Diese Art der Geringschätzung und Diskriminierung sollte in einer Gesellschaft im Jahre 2023 nicht mehr stattfinden.
Zudem ist unser Leben in aller Regel nicht nur durch den Autismus geprägt, sondern es kommen zusätzlich auch noch zu den täglichen Hürden von Außen weitere Krankheiten oder Störungen hinzu, was man als Komorbidität bezeichnet.
Diese Komorbidität beinhaltet meistens noch Themen, wie ADHS (gerne auch mal als Erstdiagnose genommen), Essstörungen, Angststörungen, oder oftmals schwere Depressionen, die jedoch anders ausgeprägt sind und in vielen Fällen schon Jahre andauern.
Es darf nicht sein, dass eine Menge von neurologisch andersdenkenden Menschen ÜBER Autismus spricht und uns vorgibt, was für uns gut ist und was nicht.
Wir müssen VON Autismus sprechen, mit echten Fachleuten, den besten Fachleuten, die es gibt: mit uns! Denn nur wenn wir auf Augenhöhe miteinander sprechen, können wir uns alle weiter entwickeln.
Unter dem Gesichtspunkt, dass wir Autisten durch eine neurotypische Welt zu behinderten und kranken Menschen gemacht werden, entstand schon vor längerer Zeit eine neue und vor allem nach vorn gerichtete Sicht, die alle Menschen in der Neurodiversität vereint.
Neurodivers besagt vereinfacht nur, als dass alle Menschen neurologisch verschiedene Denkstrukturen haben und wir somit Alle! „Gleich“ sind und es dadurch auch keinen Unterschied mehr zwischen Autisten und Allisten (=neurotypisch) gibt. Es wird im Wesentlichen nur noch zwischen Behinderten (Menschen, die allein nicht am alltäglichen Leben teilhaben können) und nicht behinderten Menschen unterschieden.
Um diesen „Lagerkampf“ zu beenden und uns alle als Menschen mit unterschiedlichen neurologischen Denkstrukturen und vor allem gleichwertig zu betrachten, müssen wir die bisherigen veralten und falschen Sichten zu Autismus über Bord schmeißen und Autismus Anders! Denken.
Vieles – Anders! – Denken!
Hans (aka Paul) , 2024