Autismus Wahrnehmen

Der Artikel wurde am 12.01.2023 aktuallisiert oder erweitert.

Autismus ist bei den meisten Menschen nicht als "optische" Behinderung zu sehen und von daher sehr abstrakt und schlecht greifbar. Zudem kommt, dass jeder Autist eine andere Ausprägung im Spektrum hat und somit jeder Autist einzigartig ist.

Daher kommt auch der Spruch "kennst Du einen Autisten, kennst Du … einen Autisten".

Für mich war es eine gute Erkenntnis, dass man Autisten es nicht ansieht, ob sie Autisten sind. Von daher ist es auch immer wieder schwierig, dass sich neurotypische und neurountypische Menschen sich gegenseitig verstehen, zB in einem Gespräch, oder in der Interpretation von Gesten. Dies liegt an den Besonderheiten der neuronalen Denkstrukturen eines jeden Menschen, egal ob neurotypisch, oder neurountypisch.

"Glaubste nich?" Wie oft sprechen wir über die Unterschiede von Männern und Frauen – und dabei nicht über die zwei X-Chromosome bei Frauen und ein X- und ein Y-Chromosom bei Männern.

Ein paar Beispiele aus der witzigen Mottenkiste 1, auch auf die Gefahr hin, dass Alice Schwarzer sich bei mir meldet:

  • Frauen sind mitfühlend und sozial.
  • Frauen weinen, wenn sie glücklich sind.
  • Sie machen immer kleine Dinge, um zu zeigen, dass sie sich kümmern.
  • Frauen wissen, wie man einen traurigen Freund tröstet.
  • Frauen wissen, wie man Kinder für endlose Stunden beschäftigt.

Und Männer?

  • Männer können gut schwere Sachen heben und Spinnen töten. Ok bei Spinnen töten bin ich raus …

Nun aber mal ein paar aus meiner Sicht gute Beispiele, die besser aufzeigen, wie schwierig es ist, Autismus zu verstehen:

Als Mann wird man nie empfinden können, wie es ist, ein Kind zu gebären. Ich kann es versuchen, aber wirklich fühlen kann ich es nicht. So ist es für einen neurotypischen Menschen, einen Autisten zu verstehen.

Oder, wenn ein Mensch einen Gipsarm hat, dann käme keiner auf die Idee zu fragen, ob man gemeinsam Basketball spielen geht. Bei Autisten hat man eher selten Verständnis für deren Empfindungen und Gefühle: ach komme doch mit zum Oktoberfest, da ist soviel los und es ist so schön gemütlich. Für uns Autisten halt nicht – und für viele neurotypische Menschen übrigens auch nicht.

Denkanstoß: Durch dieses fehlende Verständnis verwickeln wir uns unter Umständen in gegenseitigen Lagerdiskussionen, die uns inhaltlich nicht weiter bringen und zudem schlecht für ein gemeinsames und besseres Verständnis sorgen. Menschen mit Autismus/Neurodiverse haben andere Verhaltens- und Denkstrukturen (inkl. Gefühle,…) als neurotypische Menschen.

Klärt gemeinsam, was die Stärken und die Schwächen eines jeden sind, was ein jeder mag oder auch nicht. Das dürfte eher zum gemeinsamen Verständnis beitragen.


Quellen:

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay